Eingewöhnung
Die zwei Grundsätze des Berliner Eingewöhnungsmodells
Die sanfte Eingewöhnung ruht auf zwei Säulen: Bezugspersonen und Behutsamkeit.
Das Kind wird zur Eingewöhnung immer von einer seiner wichtigsten Bezugspersonen begleitet, in der Regel also Mutter oder Vater. In der Sicherheit, Mutter oder Vater sind da, es kann mir nichts passieren, fällt es ihm leichter, sich in der Kita einzuleben und tragfähige Beziehungen zu den ErzieherInnen und den anderen Kindern aufzubauen.
Zudem findet die Eingewöhnung langsam statt. Das Kind wird nicht überfordert oder unter Druck gesetzt. Dadurch fühlt es sich auch langfristig wohler in der Gruppe und kann sich besser entwickeln und besser lernen.
Wie lange die Eingewöhnung dauert, hängt vom Kind ab
Das Berliner Eingewöhnungsmodell sieht in der Regel zwei bis ca. vier Wochen für die Eingewöhnung eines Kindes vor. Das Tempo bestimmt am Ende aber das Kind: «Die Eingewöhnungszeit sollte individuell angepasst sein, aber niemals drei Tage unterschreiten. In unserer Einrichtung empfelen wir mindestens zwei Wochen für eine "schnelle" Eingewöhnung einzuplanen.
Je nach Temperament, bisherigen Bindungserfahrungen und individuellem kindlichem Verhalten dauert eine Eingewöhnung unterschiedlich lang», schreiben die Pädagoginnen Katja Braukhane und Janina Knobeloch in der Fachbroschüre für ErzieherInnen .
Ablauf des Berliner Modells: Die 6 Phasen der Eingewöhnung
1. Phase: Information der Eltern
Der erste Teil der Eingewöhnung richtet sich an die Eltern. Sie werden vom Fachpersonal der Kita über den Ablauf der Eingewöhnung in einem Gespräch informiert.
Aber auch die ErzieherInnen benötigen Informationen. Zum Beispiel: Womit spielt das Kind oft, was isst es gern, was mag es nicht? Welche Worte und Gesten benutzt es, um sich verständlich zu machen?
2. Phase: Bezugsperson bleibt da
In den ersten drei Tagen der Eingewöhnung besucht das Kind die Kita nur mit Ihnen zusammen und nur für kurze Zeit. Wir starten mit einer Stunde. Die ErzieherInnen laden das Kind bereits ein, an Aktivitäten teilzunehmen und versuchen vorsichtig, eine Beziehung zu ihm aufzubauen.
Die Eltern verhalten sich eher passiv, abwartend und schauen zu, übernehmen aber noch das Wickeln und Füttern.(Sofern dies nötig.)
Fachleute nennen diese Phase «Grundphase».
3. Phase: Erster Trennungsversuch
Das Berliner Modell sieht erst für den vierten oder fünften Tag einen ersten Trennungsversuch vor. Dieser ist wichtig, um einzuschätzen, wie viel Zeit für die weitere Eingewöhnung eingeplant werden muss. Dabei verabschiedet sich die Mutter oder der Vater im Raum vom Kind. Die Reaktion Ihres Kindes entscheidet über den weiteren Verlauf der Eingewöhnung.
Spielt es weiter? Weint es gar nicht oder nur kurz? Das spricht für eine weitere Eingewöhnungszeit von ca. zwei Wochen.
Lässt sich das Kind aber nicht von den Erziehern beruhigen, kehrt die Mutter oder der Vater schnell wieder in den Raum zurück. Nun ist davon auszugehen, dass die Eingewöhnung drei bis vier Wochen dauern wird.
Vereinzelt auch etwas länger.
4. Phase: Sicherheit gewinnen
In der nächsten Phase, der sogenannten Stabilisierungsphase, steht der Aufbau einer guten Beziehung zwischen Erziehern und Kind im Vordergrund. Die Erzieher übernehmen mehr und mehr die Pflege und binden das Kind ins Spiel mit ein, während sich Mutter oder Vater langsam zurückziehen. Bei Kindern, die leicht mit der Situation umgehen, werden die Trennungen von Mutter oder Vater – ausgehend von einer halben Stunde – weiter verlängert. Sie können bereits am 7. Tag in der Kita schlafen. Bei den anderen Kindern gibt es erst in der zweiten Woche einen neuen Trennungsversuch.
5. Phase: Einleben
In der vierten Phase ist das Kind bereits ohne Mutter oder Vater einige Stunden in der Kita, wo es immer besser die Abläufe und Regeln kennenlernt. Ein Elternteil muss aber immer erreichbar sein. Noch muss das Kind seinen festen Platz in der Gruppe finden – die Erzieher helfen dabei.
6. Phase: Eingewöhnt!
Die Eingewöhnung ist jetzt abgeschlossen. Das Kind kommt nun gern in die Kita und lässt sich – falls notwendig – zuverlässig von den Erziehern trösten.
Das können Eltern tun, um ihrem Kind die Eingewöhnung zu erleichtern
Die meisten Eltern wünschen sich, dass sich ihr Kind schnell in die Kita einlebt, weil sie es als besonders selbstständig und selbstsicher erleben wollen. Gut zu wissen ist in dieser Situation, dass gerade Kinder, die mehr Zeit für die Eingewöhnung benötigten, sich oft besonders sicher in der Beziehung zu den Eltern fühlen. Sie sind – so die Fachsprache - «sicher gebunden». Das bedeutet, dass sie offen ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. Diese Sicherheit wirkt sich positiv auf ihr weiteres Leben aus. Wichtig ist deshalb, dass Eltern ausreichend Zeit für die Eingewöhnung einplanen und der Alltag möglichst stabil für das Kind verläuft.
Darüber hinaus helfen Eltern bei der Kita-Eingewöhnung am meisten, wenn sie einen klaren Standpunkt, Optimismus und Zuversicht ausstrahlen.
Wenn Sie zweifeln und sich fürchten, wird es ihr Kind auch tun. Wenn Sie Ihre Zweifel nicht zerstreuen können, sollten Eltern unbedingt mit den ErzieherInnen oder der Leitung sprechen. Erst wenn Sie ihnen vertrauen, können Sie dem Kind die Trennung zumuten.